Weibliche Spiritualität

Da gibt es den Feminismus, er ist meist politisch. Dann gibt es die Frauen, seit den 70er Jahren die Jahreskreisfeste feiern und sich in die Tradition der Heilerinnen, Seherinnen und weisen Frauen stellen. Es gibt Frauen, die Schamanismus praktizieren, spirituelle Arbeit leisten und all jene, die innerhalb bestehender Religionen ihren Weg gehen, zum Beispiel in der feministischen Theologie.
Es ist gerade aktuell, den weiblichen Zyklus aus der Tabuzone zu holen, und auch nicht mehr geächtet, Feministin und spirituelle Frau gleichzeitig zu sein. Trotzdem spuckt mir Google unter dem Begriff «weibliche Spiritualität» nur einige Buchempfehlungen aus. Keine Begriffserklärung.
Ich gebe also «Weibliche Mysterien» in Google ein. Dazu gibt es: nichts. Fast nichts, jedenfalls.
Was habe ich erwartet? Dass ich altsteinzeitliche Frauenkulte, tausendjährige Gebete aus Menstruationshütten, historische Anrufungen für den Beistand bei der Geburt finde? Dass eine weiblich ausgerichtete Urreligion auf Google beschrieben wird? Dass Spinnstubengeheimnisse ausgeplaudert werden und überlieferte Flugsalbenrezepte zu finden sind? Dass ich die eigenständige, weibliche Kultur im Internet finde?
Da gibt es ein Loch, eine Leere. Weibliche Mysterien, weibliche Rückverbindung ist – inexistent. Ich meine die nichtpatriarchale, ursprüngliche Verbundenheit der Frauen untereinander, mit ihrem Körper, der Erde, den Ahnen, den Töchtern, dem Leben. Ich meine nicht die Ratgeberliteratur.
Ich will wissen, was da wirklich war. Aber die Wurzeln sind gekappt. Verbot, Ächtung, Verfolgung, Folter, Hinrichtung. Kirche und Patriarchat haben den weiblichen Mysterien und Traditionen den Rest gegeben.
Stell dir vor, Menstruation, Schwangerschaft, Geburt und Stillen wären Männersachen. Der hipe darum wäre riesig! Die Welt würde sich um nichts anderes drehen… Anstelle von Wolkenkratzern, Raketen und Rennautos hätten wir – ja was hätten wir? Was hatten wir, als weibliche Weltsicht noch kein Tabu war?